Die Bundestagswahl ist durch, die politischen Würdigungen, Analysen, Chancen-Beschreibungen und Gefahren-Zeichnungen sind in einem ersten Aufwisch gemacht, weiteres wird folgen. Bei den Parteien und Kandidaten gibt es Sieger und solche, die man auch mit gutem Willen nicht als solche bezeichnen kann.

Ohne eigentliche, politische Aussagen zu machen, war es aus kommunikativer Sicht ein spannender und vielsagender Wahlabend. Was hat wer mit welcher Insistenz gesagt und was könnte das bedeuten?

Rein rechnerisch ist das Wahlergebnis wohl eines der deutlichsten und das mit den größten Verschiebungen der letzten Zeit beinhaltende Resultat. Ohne Präferenzen und politische Folgen davon auszutragen, gilt der Grundsatz: Wenn das Resultat so klar ist, ist es auch die Kommunikation. Von daher können wir kommunikativ mehr erleben als bei nur kleineren Verschiebungen.

Schönfärberei greift hier nicht mehr bzw. erst im zweiten Schritt. Die SPD, wohl einer der am klarsten deklarierten Verlierer, kam bisweilen nicht darum hin, das Kind beim Namen zu nennen. Die Parteivertreter reden von klarer Niederlage. Hört man so oft auch wieder nicht. Sogar das dann oft darauf folgende „wir haben es offensichtlich nicht geschafft, den Wähler zu überzeugen“, das ja eigentlich keine wirkliche Fehlleistung ist, sondern mehr Blindheit dem Souverän unterstellt, kam sehr selten. Zu klar wars. Gleichwohl brach das Politiker-Gen auch bei den SPD-Vertretern dann, nach der ersten Schockstarre, wieder durch. „Nach der Wahl ist vor der Wahl, wir gehen in die Opposition und werden …“.

Ja immerhin, der krampfhafte Versuch, am Abend schon auf das Jahr 2021 zu blicken, ist einstweilen ankommen. Zumindest so, dass man jetzt auch über Koalitionen diskutieren darf. Oder man weiß zumindest, was nicht geht.

Kommunikativ hatte es die andere große Partei schon schwieriger. Wahl gewonnnen, weil die CDU-Kanzlerin wieder regieren kann.  Wahl aber doch nicht so gewonnen, weil die Verluste dann noch relativ herb waren. Darum das Kommunikationsverdikt: Hier wurde weiter in Floskeln geredet, als wäre der Wahlkampf noch nicht vorbei. „Wir akzeptieren und nehmen den Wählerauftrag ernst und sind in der Verantwortung, alle jene anzusprechen, bei denen es uns diesmal nicht gelungen ist“.

Auch die AfD ist noch nicht aus dem Wahlkampfmodus raus. „Jetzt muss, jetzt wird …“ – aber auf die Nachfrage etlicher Journalisten, was sie jetzt konkret tun, blieb es beim „wir werden eine knallharte Opposition sein“. Mit Verlaub, hier wird kommunikativ bereits der erste Stein der kommenden Niederlage gelegt. Sie beginnen die gleichen Fehler zu machen, die sie den etablierten Parteien vorwerfen. Nur reden und nichts tun. Na, wer nur redet und noch nicht einmal weiß, was er tut, wird sich sputen müssen, den Tatbeweis des Gegenteils schon bald anzutreten.

Bleiben FDP, Grüne und Linke. Grüne und Linke hatten wohl den normalsten Wahlauftritt, weder vorher, noch das Resultat, noch die Kommentare haben sich im Vergleich zu früheren Wahlen verändert. Das ist vielleicht wenig innovativ, war aber dann doch eines der wenigen konstanten Elemente am Sonntagabend. Dass die FDP sich freut, ist klar. Sie hat aus meiner Sicht auch einen geschickten Wahlkampf geführt. Am Schluss dann aber doch wieder die tugendhafte Bescheidenheit, „wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen“ oder „es geht um die Stabilität“. Ein „wir würden gerne“… wäre wohl noch einen Hauch ehrlicher und pointierter gewesen.

Um nun doch noch einmal die politische Kurve zu nehmen: Wenn das Ziel für viele Parteien und auch 87 % der Menschen ist, die AfD im Schach zu halten, braucht es, das sagt ein alter Demokrat, ein wirkliches Ernst-Nehmen der Leute. Denn wohl klar ist, dass diese Partei vor allem deshalb gepunktet hat, weil sich mehrere hunderttausend Menschen nicht mit „wir schaffen Arbeitsplätze für Sie“ oder „auch hier muss die Gesellschaft sozialer werden“ abspeisen lassen, um anschließend nichts zu spüren. Partizipation war und ist noch immer das beste demokratische Mittel, um Menschen für sich zu gewinnen.

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