Drachentöter? Prinzessin? Oder doch das Superwahljahr 2017? Warum nicht alle drei zusammen? Die Bundestagswahl im September diesen Jahres wirft ihre Schatten voraus. Und der scheinbar niemals pausierende Wahlkampf geht wieder mal in die Vollen. Doch kann der Wahlkampf im Demokratievorbild Deutschland auf der kommunikativen Ebene punkten?

Soviel vorweg: Die Inhalte zünden nicht immer. Aber die Inszenierung macht einiges her. Als TV-Ereignis, als politisches Spektakel in den Medien, als Dauerwahlkampf durch das Wahljahr davor in diversen Ländern. Aus kommunikativer Sicht fällt auf, dass die Parteien und ihre Zugpferde den richtigen Tritt irgendwie immer noch nicht ganz gefunden haben.

Merkels CDU kommuniziert kaum, sondern nutzt die Fehler anderer abwartend aus. Kommunikativ noch keine Meisterleistung. Die SPD bleibt mit ihrem bereits leicht abgebrannten Kurz-Zeit-Shooting-Star Schulz äußerst vage. Etwas mehr Gerechtigkeit, aber dann? Die AfD sagt vor allem, was sie nicht will. Irgendwie fehlt hier die kommunikative Lösung, wie diese „Alternative“ wirklich aussieht. Keine Partei verwendet in ihren Statements das Wort „nicht“ oder „nicht mehr“ so oft wie sie. Und die FDP? Politisch aktiv oder nicht, man nimmt sie derzeit einfach nicht wahr. Bei „Grün“ kann ich zumindest das Wort zuordnen. Grün = Umwelt, die Karte wird gespielt. Inhaltlich vielleicht am klarsten, aber am wenigsten klar, was das Profil in einer Regierung ist.

Was fehlt also zu erfolgreicher Kommunikation? Ganz einfach und scheinbar doch so schwer: Gute Kommunikation beschreibt Absichten, Befindlichkeiten, Wünsche. Und dann so konkret wie möglich. „Was will ich?“ Das ist hier die Frage. Aber wo bleibt das?

Gut geschliffen und trainiert werden sie im deutschen Wahlkampf angesprochen – die Emotionen. „Wir sind für mehr soziale Sicherheit“, „wir wollen wieder sicher sein“… Aber wo bleibt die Leidenschaft? Die echte Leidenschaft! „Ich will das Amt!“ – das hört man. Schade. Ich möchte hören: „Ich will euch etwas Gutes tun.“ Nicht mit bloßen Worten, sondern in der Gesamtheit des Ausdrucks erlebbar.

Warum setzen überhaupt nicht mehr Politiker auf die „Prinzessinnen-Taktik“? Im Gegensatz zur „Drachentöter-Taktik“ ist sie nämlich durchaus auf längerfristigen Erfolg angelegt. In der Drachentöter-Taktik wird zunächst kommunikativ ein Feindbild geschaffen. Die AfD beherrscht das Kunststück wohl am besten. Wobei die anderen das zum Teil gekonnt nachahmen, indem sie wiederum die AfD zum Drachen machen. Dieses Feindbild kann bekämpft werden. Eine alte Taktik, die durchaus Wahlerfolge zeitigen kann. Der Drache muss, um ihn bekämpfen zu können, jedoch am Leben gehalten werden. Kann gut gehen, muss aber nicht.

Längerfristigen Erfolg verspricht da schon die Prinzessinnen-Taktik. Die „Prinzessin“ verkörpert dabei sinnbildlich und symbolisch Visionen, Träume oder einen schlichtweg emotional freudigen Zustand. Echt, ehrlich und für alle sehr erstrebenswert. Auch im Herzen. Im Gegensatz zur Drachentöter-Taktik begeistert die Prinzessinnen-Taktik also von Beginn an mit einem positiven Bild. Das hat Obama vor 9 Jahren geschafft. Und auch Macron dürfte es in Frankreich zu seinem Erdrutschsieg verholfen haben.

Zugegeben: Kurzfristig ist der Drachentöteransatz oft erfolgreicher. Längerfristig aber hat der „Prinzessinnen-Weg“ mehr Bewegungsenergie. Weil Wählerin und Wähler letztendlich genau das wollen und verdienen: Prinzessinnen-Ideen, wahre Freude, positive Worte und konkret formulierte Ideen, die auch tatsächlich so kommuniziert werden, dass sie erstrebenswert sind.

Aber immerhin: Es bleibt offen, spannend, es geht alles mit fairen und rechten Dingen zu. Das gefällt. Und es zeigt: Deutschlands Demokratie hat Stil. Sie mobilisiert viele Menschen und die Politik beherrscht auch das Alltagsgespräch. Das soll so sein, denn Politik ist „allgemein“. Europa und die Welt brauchen das!

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