Was vor ein paar Wochen noch unmöglich schien, wird wahr. Donald Trump zieht im Weißen Haus ein und übernimmt die Regierungstätigkeit der nach wie vor wichtigsten Wirtschaftsnation.

Es geht jetzt nicht darum, diesen Akt politisch zu werten. Auch nicht, ob es für die Welt gut oder wie schlecht es ist, wenn er die nächsten vier Jahre die Geschicke nicht nur der USA, sondern zu einem guten Teil auch die der Welt prägt. Das überlasse ich bewusst den politischen Beobachtern. Auch wenn ich schon so meine Befürchtungen habe, dass wir noch ein paar Mal erschrecken oder zumindest staunen werden, über das, was er sich erlaubt.

Als Kommunikationsexperte ist es für mich spannend zu verfolgen, wie dieser Mensch kommuniziert. Auf der einen Seite ignoriert er sehr oft sämtliche Regeln einer konstruktiven Kommunikation und wertschätzender Feedbacks. Das ist das eine. Gefällt mir nicht. Das andere ist, dass er, wie kaum ein anderer versucht, mit 140 Zeichen aus dem „Twitter-Fenster“ heraus die Welt zu regieren.

Auch das kann man jetzt gut finden oder nicht. Aber es ist auf jeden Fall einen Versuch wert, das Bedrohliche vom Nützlichen zu trennen. Heisst: nicht nur Angst davor haben, sondern auch nachzudenken, dass man rein kommunikativ daraus lernen kann.

Denn: wichtige Aussagen in 140 Zeichen zu packen, ist vielleicht nicht immer richtig, aber die Kunst es zu können, ist wichtig. Twitter ist nicht nur reine Oberflächlichkeit. Vieles lässt sich auch gar nicht in 140 Zeichen formulieren. Wer jedoch das Sowohl-als-auch beherrscht, ist ein ‚Commander in Tweets’. Denn Dinge auf den Punkt zu bringen, ist durchaus eine Fähigkeit, die noch nicht überall wirklich genutzt wird.

Versuchen Sie einmal, wichtige Kernaussagen auf 140 Zeichen herunter zu brechen. Das ist harte Arbeit – aber sehr lehrreich. Ich hab das letzthin mit zehn Kernaussagen in einem Vortrag gemacht. Fürs Publikum war’s attraktiv und mir half es, mich sehr tief mit dem Thema auseinanderzusetzen. Vermeintliche Oberflächlichkeit kann auch das Resultat von Tiefgang sein. Aber Vorsicht:

# Die Welt der Kommunikation wird anspruchsvoller. Viel kommunizieren auf mehr Medien ergibt nicht zwangsläufig mehr Inhalt.

# In der ganzen Euphorie und im Sog des vernetzten Denkens und der gesamtheitlichen Ansätze: Im Markt muss nach wie vor verkauft werden.

# Der Weg ist das Ziel. Mag meistens stimmen. Vergessen wir gleichwohl nicht: Ein schöner Zug nützt nichts, wenn er nicht in den Bahnhof einfährt.

# Gefragt sind Lösungen der Probleme der Kunden, nicht nur Ergebnisse von Studien und Überzeugungen von Anbietern.

Man muss unterscheiden und sich abgrenzen. Es wird viel Schrott getwittert … auch von Herrn Trump. Wohlüberlegt scheinen mir nicht alle seine Posts zu sein. Sicher ist es schon jedem passiert, eine E-Mail zu senden, ohne wirklich überlegt zu haben, was sie auslösen kann. Aber es ist natürlich ein Unterschied, ob ich meinem Schwiegervater eine unklare E-Mail gesandt habe, oder ob der mächtigste Mann gerade einen Amtskollegen mit Atomwaffen im Schrank beleidigt hat.

Aber so zur allgemeinen Beruhigung: Ich weiss aus Kontakten zu Politikern: Da wird vieles für die Galerie gemacht. Wenn Donald Trump z. B. eine Twitter-Nachricht über Wladimir Putin versendet, kann es sein, dass das persönliche Gespräch zwischen diesen zweien schon längst stattgefunden hat und man voneinander sehr genau weiss, was man wirklich denkt.

Womit sich der Kreis schliesst: Eine Botschaft in einer 140-Zeichen-Meldung zu verfassen, ist eine Qualität, die man lernen kann und die immer wichtiger wird. Das Gespräch dazu ist aber nach wie vor und bis auf weiteres durch nichts zu ersetzen. Klar ist, dass auch Donald Trump am Ende des Tages an Handlungen gemessen wird und nicht aufgrund seiner Posts.

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